BBH-Jahreskonferenz 2025
Und das passt zur noch jungen Regierung, die der Wettbewerbsfähigkeit in ihrem Koalitionsvertrag einen hohen Rang beigemessen hat. Damit hat sie sich unter Druck gesetzt – und muss jetzt liefern. Klar ist: Energie ist ein Standortfaktor. Ist sie sicher? Ist sie günstig? Ist sie grün? Das fragen sich Investoren und Unternehmen.
Welche Rolle spielen die Erneuerbaren Energien, wie weit sind wir beim Netzausbau, was darf der kosten, wer bezahlt und wo drücken die Energiepreise am meisten? Brauchen wir Subventionen, um Transformation und Energiewende zu schaffen oder schlichtweg weniger Bürokratie und dafür mehr Dynamik und Innovationen am Standort Deutschland? Das sind die Fragen dahinter, die gemeinsam beantwortet werden müssen.

Nach der Eröffnung durch Prof. Dr. Ines Zenke begann die Konferenz mit einem Impuls von Prof. Dr. Michael Hüther. Der Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft Köln machte noch einmal deutlich, dass wir keine Strukturkrise, sondern einen Epochenbruch erleben. Die deutsche Wirtschaft stagniere weiter. Den klimapolitischen Grundkonsens solle man jedoch nicht verlassen. Vielmehr müsse man die Investitionsbedingungen verbessern, an der Produktivität arbeiten und Schlüsseltechnologien fördern. Von der neuen Regierung erwartet er deshalb Optimismus – und Kreditgewährung.
Dr. Matthias Dümpelmann, Geschäftsführer der 8KU GmbH, bestätigte, dass wir über die Verfügbarkeit von Energie „so froh waren, dass wir über Jahre nicht in die Infrastruktur investiert haben.“ Bei der Finanzierung sei jetzt Generationen-Equity eine zentrale Frage. Heike Freimuth, die in Deutschland die Europäische Investitionsbank vertritt, wies darauf hin, dass die EIB ihre Investitionen in Energieprojekte in Deutschland verdoppelt habe. Das Geld fließe jetzt vermehrt in kleinere Kommunen bzw. in die Breite. Denn Energie müsse dort produziert werden, wo sie gebraucht wird.



BBH-Partner Prof. Dr. Christian Theobald sprach das Phänomen an, dass die Bundesnetzagentur mittlerweile nicht mehr nur die Regeln (für Netzbetreiber) anwende, sondern nunmehr auch vorab selbst aufstelle. Für ihn eine neue Epoche in der Energiewirtschaft.
Dr. Carsten Rolle, Abteilungsleiter Energie- und Klimapolitik im Bundesverband der deutschen Wirtschaft Köln e.V., kam auf die marktwirtschaftlichen Grundprinzipien zurück, die bspw. beim Monitoring im Koalitionsvertrag, wieder höher gehalten werden. Zum neuen EU-Emissionshandelssystem ETS2 sagt er, es solle als Preissignal wirken, nicht zu Preissprüngen führen.

Das zweite Panel befasste sich mit Versorgungssicherheit und der Kraftwerksstrategie. Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer der Deutsche Umwelthilfe, fragte, warum man 20 Gigawatt Gaskraftwerke bauen wolle, wo es doch Alternativen wie Biogaskraftwerke gebe und flexible Batteriespeicher. Beim Monitoring fordere er nicht nur eine Kraftwerksprognose, sondern auch eine Gasbedarfsprognose.
Und auch der Präsident der Bundesnetzagentur Klaus Müller machte klar, dass „wir keine Akzeptanz für die Energiewende haben werden, wenn die Versorgungssicherheit nicht gewährleistet ist“. Wenn der Gesetzentwurf für die Kraftwerksstrategie da ist, wolle er gern mit der BNetzA die Ausschreibungen gut über den Weg bringen.
Andreas Feicht, Vorstandsvorsitzender der Rheinenergie aus Köln, gab sich zuversichtlich, „Deutschland [müsse] zeigen, dass es in der Lage ist, die PS auf die Straße zu bringen“ – was jedoch durch die Regulatorik erschwert würde.
Christian Theobald bestätigte, dass der Regulierungsdruck auf die Netzbetreiber wachse und diese vor große Herausforderungen stelle. „Die durch die Energiewende hervorgerufenen neuen Investitionsbedarfe erfordern mehr und nicht etwa weniger regulatorische Stabilität“. Vor allem bei sinkenden Gewinnmargen.
Klaus Müller betonte zum Ende des Panels: “Die BNetzA möchte für die energieintensive Industrie eine Netzentgeltbefreiung gewährleisten, damit sie wettbewerbsfähig und in Deutschland bleibt.”
Das dritte Panel diskutierte vor allem mit Blick auf die Frage nach den Finanzierungsmöglichkeiten weiter.
Impulsgeber Prof. Dr.-Ing. Jörg Steinbach – bis Ende letzten Jahres Brandenburger Minister für Wirtschaft, Arbeit und Energie – forderte den europäischen Gedanken in den Vordergrund zu stellen und Kritik aus Brüssel zu reflektieren, etwa bei der Kraftwerksstrategie. Wichtig sei es vor allem, die Investition in innovative Produkte, um den Standort zu stärken, und Ansiedlungen attraktiv zu gestalten.
Dr. Gunar Hering, Vorstandsvorsitzender der ENERTRAG, betonte, dass “wir bereits eine dramatische Kostenreduktion bei Offshore und Solarthermie erleben“ und ermutigte, dranzubleiben und, bspw. beim Wasserstoffhochlauf, Genehmigungsverfahren zu automatisieren und nicht in der Steinzeit zu verharren.
Dr. Peter Güllmann, Vorstandsprecher der Bank im Bistum Essen eG, wies darauf hin, dass die BiB oft Kredite für Energieprojekte vergebe, wenn diese kapitaldienstfähig sind – und ESG-konform. Bundesbank und EZB müssten die EK-Verpflichtung überdenken, was Kredite günstiger machen würde.
Und schließlich fasste Dr. Dirk Biermann, Direktor Operations beim Netzbetreiber 50Hertz Transmission GmbH, zusammen: „Das Ziel, Erneuerbare-Energien-Ausbau stellen wir nicht in Frage. Klimaneutralität bis 2045 stellen wir nicht in Frage. Wir müssen dazwischen intelligent sein.“
Der Abend vor Ort wurde von Prof. Dr. Ines Zenke eröffnet, die die Gäste herzlich empfing und zum Impulsvortrag von Stefan Dohler überleitete. Der Präsident des BDEW e. V. hob den Rekordausbau von Photovoltaik und Onshore-Wind hervor, nannte zukunftsweisende Wasserstoff-Projekte und verwies auf Fortschritte im Wärmesektor.
Dabei warnte Stefan Dohler vor einer ausschließlichen Fokussierung auf „Netzdienlichkeit“ und plädierte für die gezielte Weiterentwicklung bestehender Kraftwerksplanungen aus der letzten Legislaturperiode. Er betonte die Notwendigkeit flexibler Förderbedingungen und einer klar verankerten Systemplanung.
Bei sommerlichem Wetter nutzten danach viele die Gelegenheit für anregende Gespräche und vertieftes Networking.