Vielfalt, Verantwortung, Veränderung – ein Interview mit BBH-Partner Thomas Straßer

Seit über zwei Jahrzehnten ist Thomas Straßer Teil der BBH-Gruppe. Im Gespräch spricht er über seine Motivation, seine Begeisterung für Unternehmensbewertung und Regulierungsberatung sowie über die Herausforderungen, die der Wandel in der Versorgungsbranche mit sich bringt. Dabei betont er: „Gerade in Verhandlungen wird es weiter stark auf das menschliche Urteilsvermögen ankommen.“ Er spricht über den Einfluss von Digitalisierung und KI, warum Vernetzung für ihn unverzichtbar ist – und was Berufseinsteiger:innen künftig mitbringen sollten, um in einem dynamischen Umfeld erfolgreich zu sein.
Seit über 20 Jahren sind Sie Teil der BBH-Gruppe. Was hat Sie ursprünglich motiviert, den Weg in die Wirtschaftsprüfung und Steuerberatung einzuschlagen und welche Station oder Erfahrung waren für Sie besonders prägend?
Schon im Studium hatte ich besonderes Interesse an den Themen Unternehmensbewertung, Transaktion und Finanzierung. Ich habe mich aber dann entschieden, zunächst das Handwerkszeug im Bereich Wirtschaftsprüfung und Steuern zu erlernen, um eine breite Basis für die weitere Beratung zu schaffen. Ich habe bei BBH schon früh die Möglichkeit gehabt, an großen Transaktionen in interdisziplinären Teams mitzuarbeiten. Diese Projekte haben mir die Motivation gegeben, den Bereich Corporate Finance bei BBH aufzubauen und zu entwickeln.
Sie beraten Unternehmen der gesamten Versorgungsbranche in komplexen Bewertungsfragen. Wie gelingt es Ihnen, in einem Umfeld, das sowohl steuerrechtliche Expertise als auch betriebswirtschaftliches Know-how erfordert, den Überblick zu behalten?
Tatsächlich ist die Versorgungsbranche sehr vielschichtig. Ein typischer Versorger hat dabei viele unterschiedliche Geschäftsfelder mit völlig unterschiedlichen Rahmenbedingungen. Zum Teil im vollen Wettbewerb und auf der anderen Seite hoch reguliert in natürlichen Monopolen. Gerade diese Vielfalt und die häufigen Veränderungen der Rahmenbedingungen fordern viel Aufmerksamkeit. Sie machen es aber auch sehr spannend und abwechslungsreich. Um den Überblick zu behalten ist es bei der Fülle von Informationen wichtig, das Wesentliche herauszufiltern. Dabei ist eine gute Vernetzung und die eigene Referententätigkeit sehr hilfreich.
Gibt es einen Themenbereich, der Ihnen dabei besonders am Herzen liegt oder in dem Sie sich besonders zu Hause fühlen?
Ich bin immer interessiert daran, neue Themen anzugehen, aber die Unternehmensbewertung ist sicher eines meiner Lieblingsthemen. Auch die Regulierungsberatung ist ein fester Bestandteil meiner Tätigkeit und gerade aufgrund der dynamischen Entwicklung in den letzten Jahren eine Herzensangelegenheit.
Mit welchen Anliegen oder Fragestellungen wenden sich Mandant:innen typischerweise an Sie? Gibt es Themen, die besonders häufig oder zuletzt verstärkt an Bedeutung gewonnen haben, z.B. im Rahmen der Energie- und Klimawende?
Die Energiewende treibt uns bei BBH alle um. Auch in meinen Themenfeldern spielt das eine sehr große Rolle. Hier ist derzeit ein großes Thema, wie die anstehenden Investitionen finanziert werden können. In dieser Frage kommen viele Mandant:innen auf uns zu und das wird sicher auch die nächsten Jahre prägen.
Sie sind Mitglied in mehreren berufsständischen Organisationen. Was bedeutet Ihnen dieses Engagement – und welchen Stellenwert hat diese fachliche Vernetzung?
Die Netzwerke sind von großer Bedeutung. Ich habe schon früh begonnen, mich dort auch einzubringen und die fachlichen Themen mitzuentwickeln. Dies hat auch für die tägliche praktische Tätigkeit eine hohe Bedeutung.
Sie tragen Verantwortung auf mehreren Ebenen – auch als Familienvater. Wie organisieren Sie Ihren Alltag, und was hilft Ihnen, berufliche Belastungen auszubalancieren?
Natürlich ist es nicht immer leicht, alles unter einen Hut zu bringen und ich denke, dafür gibt es auch kein Patentrezept. Familie, Beruf und sportlicher Ausgleich, alles gehört dazu und muss seinen Raum haben.
Wie verändern KI und Automatisierung Ihre Arbeit konkret – und wo bleibt menschliches Urteilsvermögen unverzichtbar?
Technologische Entwicklungen – vor allem KI – werden sicherlich die Art der Arbeit in der Zukunft deutlich verändern. Gerade in den kreativen und kommunikativen Bereichen wird aber auch in Zukunft der Mensch die Hauptrolle spielen. Gerade in Verhandlungen zu Transaktionen wird es weiter stark auf das menschliche Urteilsvermögen ankommen. Wir müssen aber als Unternehmen diese Entwicklungen aufnehmen und die neuen technischen Möglichkeiten aktiv nutzen, um am Ball zu bleiben.
Was bedeutet dieser Wandel für Berufseinsteiger:innen – und welche fachlichen wie persönlichen Kompetenzen sind künftig besonders gefragt, um in diesem Umfeld erfolgreich zu sein?
Es wird für Berufseinsteiger:innen sicher herausfordernd. Viele Tätigkeiten, in denen in der Vergangenheit das Handwerkszeug von Grund auf erlernt werden konnte, werden durch die Automatisierung wegfallen oder zumindest nicht mehr den Stellenwert haben. Das bedeutet für Berufseinsteiger:innen, dass man schneller in die schwierigeren Tätigkeitsfelder einsteigen muss. Das erfordert eine gute Ausbildung und auch die Fähigkeit, die Digitalisierung und KI richtig einsetzen zu können.
Wenn Sie auf Ihre bisherige Laufbahn zurückblicken: Gibt es bestimmte Erfahrungen oder Phasen, aus denen Sie besonders viel gelernt haben – sei es fachlich, persönlich oder im Umgang mit Verantwortung?
Mit der beruflichen Entwicklung stellen sich immer neue Herausforderungen. Da fällt es mir schwer, im Rückblick einzelne Phasen oder Erfahrungen besonders hervorzuheben. Wichtig ist sicherlich, auch den Spaß an der Arbeit nicht zu verlieren. Mir hat es dabei besonders geholfen, dass ich bei BBH immer wieder neue Themen und Rollen übernehmen durfte.
Danke für das Gespräch!